aus dem Luxemburger Wort vom 26. Januar 1928 zum Geburtstag der Großherzogin

Geburtstagsfeiern I.K.H. der Großherzogin im Ausland.

In Aachen.

Der Verein der Luxemburger in Aachen beging am Sonntag, den 22. d. M., im Gartensaale des Alten Kurhauses, der bis auf den letzten Platz besetzt war, sein 6. Stiftungsfest, verbunden mit der Geburtstagsfeier der Großherzogin. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Rektor Prosper Brassel begrüßte die Erschienenen, vor allem den luxemburgischen Generalkonsul und dessen Gemahlin, sowie die vollzählig erschienenen Mitglieder des Akademischen Vereins der Luxemburger. Er gab einen Überblick über die Entwicklung des Vereins und gedachte in begeisterten Worten der Großherzogin, an die ein Glückwunsch- und Ergebenheitstelegramm gesandt würde. Der luxemburgische Generalkonsul, Herr Erich Cüpper, führte folgendes aus:

„Meine liebe Luxemburger!

Wiederum hat unser Verein ein Jahr hinter sich, ich darf sagen glücklich hinter sich. Wir stehen im Beginne eines neuen Jahres. Möchte auch im neuen Jahre in Ihren Reihen das Leben, was einen Verein groß und stark macht:
Begeisterung, Opferwilligkeit, Einigkeit, Begeisterung! Sie müssen für Ihren Verein begeistert sein! Für Sie darf es nur einen Verein geben: den Verein der Luxemburger. Dieser Verein ist selbstverständlich für Sie der vorzüglichste, der erste von allen Vereinen, ihm muß Ihr ganzes Herz gehören!
Begeisterung allein aber tut es noch nicht.
Goethe hat einmal gesagt: „Die Tat allein beweist der Liebe Kraft.” Sie müssen für Ihren Verein auch einmal ein Opfer bringen; ein Opfer an Arbeit, ein Opfer an Zeit, ein Opfer an Geld. Ich weiß wohl, daß letzteres nicht allzu reichlich vorhanden zu sein pflegt. Dabei ist jede Mark, die für den Verein ausgegeben wird, ein Opfer. Ihre Liebe zum Verein läßt Sie dieses Opfer gerne bringen.

Endlich muß Einigkeit unter Ihnen herrschen. Nur Einigkeit macht stark. Kommt einmal ein Zwist vor — und wo wäre das nicht der Fall — dann muh sofort auch wieder der Friedenstrunk getrunken werden. Nur auf dem Boden der Einigkeit kann das Vereinsleben wachsen und gedeihen!

Begeisterung, Opferwilligkeit, Einigkeit, das sind die drei Pfeiler, auf denen alles Vereinsleben ruht. Mögen diese drei Pfeiler bei Ihnen
niemals in Trümmer gehen! Daraufhin leere ich mein Glas! Es lebe der Verein der Luxemburger in Aachen.”

Es sprach noch der erste Chargierte des Akademischen Vereins der Luxemburger an der hiesigen technischen Hochschule, Herr Colas.

Musikalische Darbietungen, heitere Vorträge und Lieder in luxemburgischer Sprache, sowie eine Tombola gaben dem Abend reiche Abwechslung und eine äußerst frohe Stimmung.
Am Montag, den 23. Januar, abends, gaben Herr Generalkonsul Cüpper und Gemahlin in ihrem Hause zu Ehren der Großherzogin ein Diner, an dem teilnahmen der Vorstand Vereins der Luxemburger in Aachen, die Chargierten des Akademischen Vereins der Luxemburger, Herr Generaldirektor Schrader, Herr Jean und Hans Divo aus Luxemburg, sowie ein Anzahl sonstiger Luxemburger, ferner die Herren RegierungsPräsident Dr. Rombach, Oberbürgermeister Farwick, Präsident der Industrie- und Handelskammer Schiffers, Oberpostdirektionspräsident Conradi, Seine Magnifizenz der’ Rektor der technischen Hochschule Professor Dr. Ing. Mentzel, Prorektor Professor Dr. Bonin, Regierungsvizepräsident Bischoff. Landrat Pütz, Bürgermeister Wickmann, der Polizeidezernent Bürgermeister Dr. Scheuer, die Vorsitzenden der beiden Presseorganisationen, “HM fremden Konsuln, Herr Weihbischof und Propst Dr.’Strater’war dienstlich verhindert.

Zu Beginn des Mahles toastete Herr Generalkonsul Cüpper auf die Großherzogin mit folgenden Worten:

„Hochverehrte Anwesende!
Seien Sie alle herzlich willkommen. Es gilt den Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Charlotte von Luxemburg zu feiern! Und wer, der diese edle Fürstin kennt, wird diesen Tag nicht gerne, feiern! Das Programm Ihrer Regierung, wer kennt es nicht! Es ist nicht kompliziert; es ist einfach und durchsichtig. Es ist einzig das Bestreben, Ihrem Lande und Volke den Frieden zu erhalten, den Frieden nach außen, den Frieden im Innern! Glücklich das Land, das einen solchen Regenten hat!

Möchte es der edlen Herrscherin vergönnt sein, Ihr Programm verwirklicht zu sehen!
Möchten „holder Friede und süße Eintracht” stets herrschen in Ihrem Lande! Möchten stets blühen Handel und Industrie, Kunst und Wissenschaft, Handwerk und Landwirtschaft. Ihres Volkes Glück wird auch Ihr Glück sein. Möge Luxemburg seine edle Fürstin noch lange erhalten bleiben, das ist unser aller Wunsch am heutigen Tage. Sie aber, meine verehrten Herren wollen sich ergeben und mit mir ausrufen: Luxemburgs Großherzogin Charlotte soll leben hoch, hoch, hoch!”

Die Musik spielte den Wilhelmus und die, luxemburgische Nationalhymne.
Aus Anlaß des Geburtstages bei Großherzogin hatten die Konsulate am 23. Januar geflaggt.” f.t.


Zum Ritter des Nationalen Ordens der Eichenlaubkrone ernannte die Großherzogin v. Luxemburg den Rektor am Kloster vom armen Kinde Jesu in Aachen-Burtscheid, Hrn. Prosper Brasset, einen Luxemburger. Die Insignien wurden Herrn Brasset während des Festessens zu Ehren der Großherzogin durch den luxemburgischen Generalkonsul, Herrn Erich Cüpper, überreicht.